Das Calgary Modell


Bill Bruce, der Leiter des Calgary Animal and Bylaw Service, hat es geschafft, dass die Anzahl der Beißvorfälle und Hundeangriffe (auf Mensch und Tier) innerhalb von 18 Jahren um 50 % zurückgegangen ist, obwohl sich im gleichen Zeitraum die Population der Menschen und Hunde verdoppelt hat - ohne eine rassespezifische Gesetzgebung.
Das Leitmotto von Bill Bruce lautet:


"Wir bestrafen keine Rassen, wir bestrafen Verhalten. Grundsätzlich glaube ich, dass alle Hunde beißen können."


Laut Bill Bruce sind nicht zu viele, und/oder aggressive Hunde das Problem, sondern verantwortungslose Hundebesitzer. Bruce hat erkannt, dass nicht die Rasse des Hundes ursächlich für Aggressionen ist, sondern allein seine Erziehung und die wohlmeinende Versorgung und Aufzucht.
Um ein harmonisches und sicheres Zusammenleben von Bürgern und Hunden zu gewährleisten, hat Bill Bruce ein Programm, bestehend aus folgenden Eckpunkten, entwickelt:

  • keine rassespezifische Gesetzgebung
  • keine verpflichtende Kastration
  • keine zahlenmäßige Begrenzung der in einem Haushalt lebenden Hunde
  • Bereitstellung einer Dienstleistung zur Bildung/Ausbildung von Hundehaltern und der Öffentlichkeit im Einklang mit Bestrafung bei Verfehlungen, wobei Bestrafungen nicht einfach ungeprüft erfolgen
  • Zusammenarbeit ALLER Interessengruppen per Mediation
  • Umfangreiche Ausbildungsprogramme und PR-Maßnahmen, um die Bevölkerung für den Umgang mit Hunden zu sensibilisieren
  • Steuerrabatte für unauffällige, gut gehaltene und versorgte Tiere

Das Hauptaugenmerk ist hier auf die Ausbildung von Hund und Halter gelegt, wobei der Fokus auf dem Halter liegt, denn nur er ist für das Verhalten seines Hundes verantwortlich. Die Ausbildung der Hundehalter fördert Bewusstsein, beseitigt Missverständnisse, ändert Verhalten und beugt Problemen vor, bevor sie entstehen. Die Ausbildungsprogramme umfassen verantwortungsvolles Bürgertum in Verbindung mit verantwortungsvoller Hundehaltung. Parallel hierzu erfolgen kostenlose Bildungsprogramme für Schüler ab der ersten Klasse. Diese beinhalten Themen wie „Hunde in unserer Gesellschaft“, „Vermeidung von Hundebissen“, etc.
Für den Hundebesitzer ergeben sich aus diesem Modell folgende Verpflichtungen:

  • Anmeldung des/der Hunde/s in einem Register
  • Ausbildung und Erziehung des Hundes
  • gute Versorgung des/der Hund/e
  • Sicherstallung, dass der Hund im öffentlichen Raum immer begleitet, bzw. auf Privatgelände unter Aufsicht ist
  • Sicherstellung, dass der Hund im öffentlichen Raum so geführt wird, dass von ihm keinerlei Gefahr ausgeht
  • Beseitigung von „Hinterlassenschaften“

Im Großen und Ganzen sind dies Regelungen, die für einen verantwortungsvollen Hundehalter selbstverständlich sein sollten. Ein Verstoß gegen diese Regelungen wird mit z. T. empfindlichen Geldstrafen geahndet. Die Einhaltung dieser Regelungen ermöglichen dem Hundebesitzer Rabatte bei Steuern und Registrierungsgebühren.
Um eine größere Akzeptanz für Steuern, Gebühren und auch die Strafen zu erreichen, werden diese Gelder nach dem Calgary Modell auch zweckgebunden verwendet, so z. B. für die Finanzierung der Schulungsprogramme, die Bezahlung des Kontroll-Personals, eine Art Unfallversicherung zur Abdeckung von Kosten für notfallmedizinische Versorgung des Hundes im Falle eines Unfalls und nicht zuletzt zur Unterstützung der örtlichen Tierheime.
Die Registrierung dient auch der schnellstmöglichen Rückführung des Hundes, sollte er einmal verloren gehen.